Gymnasium Gerabronn, Ethikkurs Klasse 11/2; letzte Stunde: 29.01.2014, Thema: Pflichten und Neigung; Verfasser/in: Hackfleisch, 31.01.2014-20:54 Uhr
Anzahl der Anwesenden: 11/12
Gliederung: 1)Besprechung der Hausaufgabe (Text von Martha Nussbaum), die allerdings nur wenige (um es positiv auszudrücken) hatten; 2)Anschauen des Films ‚Jürgen‘; 3)Erarbeitung von ‚Pflichten und Neigung‘
geklärte organisatorische Fragen: Zusammenfassung der Doppelstunde, Beginn des neuen Halbjahres (-> man soll/muss/darf jetzt wieder neue Beiträge verfassen wie letztes Halbjahr)
1)Nachdem das Organisatorische geklärt war, haben wir in dieser Doppelstunde zuerst den Text ‚Nicht vom Brot allein‘ von Martha Nussbaum besprochen. Ich werde jetzt 3 mögliche Thesen aufschreiben, die man in dem Text finden kann: 1. These: Es gibt grundlegende Fähigkeiten (=die essentielle Natur des Menschen, die man entfalten muss -> Sinn des Guten), die ein Mensch entwickeln können muss; z.B, die Entwicklung des Verstandes, da sonst ein wichtiger Bestandteil im Leben eines Menschen fehlt. 2. These: Behinderte, Tiere und andere momentan Benachteiligte sollen gerecht behandelt werden und haben im Grund alle dieselben Rechte (alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich) wie die Menschen, die an der Macht sind, nur, dass es bei Tieren beispielsweise Unterschiede im Bereich der politischen Einflussnahme gibt. Jedoch soll man auch Tiere nicht minderwertig behandeln. 3. These: Auch mit mehreren kleineren Schritten kann man vorankommen, z.B. wenn man den Leuten begreiflich macht, was sie selbst tun können, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Dann sollte man sich noch zu einer These positionieren; ich hatte mich zur 2. These positioniert, was ich allerdings hier nicht weiter ausführen werde (da kann jeder seine eigene Meinung haben). Man kann die Meinung Marias mit der Aristóteles vergleichen, da beide sagen, dass die äußeren Faktoren auch wichtig sind, um glücklich sein zu können und ein glückliches gutes Leben zu führen.
2)Anschließend haben wir den Film ‚Jürgen‘ angeschaut, in dem es grob darum ging, dass die Geliebte von Jürgen ihn darum bittet, ihren Sohn zum Turnen zu fahren. Er bejaht, obwohl er nicht sehr begeistert wirkt. Sie sprechen auch noch über die Geburtstagsfeier des Jungen, wozu Jürgen noch am Autofenster zu seiner vermutlichen Freundin meint: ‚Hoffentlich hast du nicht nur Äpfel und Orangen gekauft‘ und als sie weggeht, sieht man einen Sack voller Äpfel und Orangen, der ihr über dem Rücken hängt. Der Junge ist nicht besonders angetan von Jürgen, der die ganze Zeit versucht, ein Gespräch mit ihm aufzubauen und ihm Fragen stellt. Schließlich beginnt er, ihm eine Geschichte von sich früher zu erzählen, in der er Geld gefunden hatte, das er aber wieder zurück geben musste und sich nun geschworen hatte: falls einmal 2 riesige Koffer voller Geld vor ihm aus einem Geldtransporter fallen würden, dann würde er sich mit seinem Auto genau zwischen diese und den Transporter stellen und ihm genau eine Minute Zeit geben, um die Koffer zu finden. Wenn er weitergefahren wäre, würde er aussteigen, die Koffer einladen und weiterfahren, weil die Banken sowieso genug Geld hätten und einen so bescheißen, dass es da auf die paar Euro nicht ankäme. Während er das erzählt, passiert parallel genau das, was er gerade erzählt. Als er also von dem Geldtransporter anfängt zu sprechen, fährt gerade in diesem Moment einer vor ihm her. Nachdem Jürgen das Geld eingeladen hat, findet der Junge ihn plötzlich cool, weil Jürgen scheinbar nicht so spießig ist wie seine Mutter, was man an dem Obstsack erkennen konnte.
Wir haben dann mutmaßliche Interessen des Jungen herausgefunden: er mag es, die Regeln zu brechen, er möchte Spannenderes erleben als es ihm sein Alltag ermöglicht und er spielt lieber Fußball als dass er ins Turnen geht. Möglicherweise möchte er auch an das Geld heran, das Jürgen soeben ‚gefunden‘ hatte. Jürgens Interessen sind folgende: Er möchte das Geld und die Mutter des Jungen, weil er ihr ihre Wünsche (den Jungen zum Turnen zu bringen) erfüllt und auch versucht, ihrem Sohn näher zu kommen und versucht, ein Gespräch mit ihm aufzubauen. Er rechtfertigt sich außerdem gegenüber dem Jungen.
Die Pflichten des Jungen sind es, ins Turnen zu gehen, seiner Mutter zu gehorchen, eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln und seine Kindheit auszuleben. Die Pflichten Jürgens sind es, ehrlich zu sein, ein Vorbild für den Jungen zu sein, seine Pflichten gegenüber der Gesellschaft, der Mutter des Jungen und sich selbst.
Daraus entsteht ein zwiegespaltenes Menschenbild, das mit dem Es und dem Ich zu vergleichen ist. Einerseits gibt es die sinnliche Welt, die durch die Erfahrungen und die Triebe gesteuert wird und andererseits gibt es die intelligible Welt, die durch den Verstand gesteuert wird.
3)Schließlich haben wir einen Text (Immanuel Kant, Zum Thema: Pflicht und Neigung) gelesen und daraus Handlungen beschrieben, die pflichtwidrig, pflichtgemäß und aus Pflicht waren.
-Pflichtwidrig sind unmoralische, böswillige und ethisch nicht vertretbare Handlungen. Demnach hat Jürgen so gehandelt, indem er das Geld mitnimmt.
-Pflichtgemäß sind Handlungen, die aus Eigeninteresse oder aus Neigung entstehen und ethisch neutral sind. Demnach hätte Jürgen so handeln müssen, dass er das Geld zurückgegeben und einen Dank dafür empfangen hätte.
-Aus Pflicht sind Handlungen, die von der Vernunft her objektiv notwendig und moralisch wertvoll sind. Um so zu handeln, hätte Jürgen das Geld aus seinem Pflichtgefühl ohne jegliche Neigung und ohne Eigeninteresse zurückgeben müssen.
Wir haben dann noch ein Blatt bearbeitet, auf dem wir Handlungen je in eine dieser 3 Kriterien eingeteilt haben. Wir haben das auf ein Plakat übertragen und werden es in der nächsten Ethikdoppelstunde besprechen.
Das war die Zusammenfassung und hoffentlich verständlich für die Anwesenden und auch für die fehlende Person.
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